Unser freier Wille zählt
 

Liebe Leserin, lieber Leser

Es gibt doch nichts Schöneres als aus der Fülle schöpfen zu können und das, so finden wir, formuliert Isabelle Krötsch in ihrer Weihnachtskarte sehr passend als Auftakt zu unserem Weihnachtsbrief aus der Mühle:

«Jetzt, mehr denn je, sind wir aufgerufen, uns von dem, was uns unten hält, abzuwenden und uns dem zu widmen, was uns erhebt, erfreut, befreit. Es ist unsere ganz persönliche Verantwortung. Was warten wir noch, der Schönheit, Freude, Frieden, Freiheit und Fülle den höchsten Stellenwert in unserem Leben zu geben? Aus der Fülle zu schöpfen, Mangelgedanken und Denkgrenzen aufzulösen, Unterscheidungsvermögen zu schärfen, sich auf seine wahren Werte berufen, den eigenen Gral füllen, an die Wunder, die wir brauchen wirklich zu glauben, kann in diesen Zeiten überlebenswichtig werden.
Ohne uns geht es nicht.
Wir sind die, auf die wir gewartet haben.
Unser freier Wille zählt. Wir sind frei.»

Wenn Sie mehr von Isabelle Krötsch erfahren wollen: www.freies-feld.com.

Mit herzlichen Weihnachtsgrüßen,
Claudia Zangger und Jonathan Stauffer

 

 

Geschieht uns Recht?

Von Paul Guiskard

Viele Menschen fühlen sich derzeit nicht mehr geborgen und zuhause in der Gesellschaft: ohne die Erlaubnis, am normalen städtischen Leben teilzunehmen, sondern verwiesen zu werden von Tür zu Tür, bis sich eventuell ein mutiger Gastronom oder liberale Veranstalter erbarmen. Ist die Akzeptanz dieser Ohnmacht die Voraussetzung dafür, die alltägliche Entwürdigung von letztlich uns allen zu überwinden?

Was muss denn noch geschehen, fragten jetzt viele verbittert, als „die Zahlen“ nach „oben“ gingen. Was muss noch geschehen, wurde bald erregt gerufen, bis die verantwortungslosen nicht geimpften Tyrannen, die Geiselnehmer der Mehrheit, endlich aufwachen und zur Rechenschaft gezogen werden? Mit der gleichen Rhetorik wird indes von anderen erwidert: Was muss noch geschehen, bis die Gleichgültigen, die naiv all dem glauben, was schulwissenschaftlich geraten und politisch suggeriert wird, sich wenigstens für eine Minute fragen, wieso nahezu alles an Entrechtung und Separierung, vor dem gewarnt wurde (weil die entsprechenden Pläne eben dokumentiert waren), eingetreten ist?

Wir interpretieren und gewichten die Wirklichkeit alle ständig. Volle Intensivstationen sind eine Realität, der Abbau von Intensivbetten über Jahre ist es auch. Wenn die Zahlen nach oben gehen, was heißt das und für wen? Es verbirgt sich immer individuelles Schicksal dahinter. Erkrankung bei dem einen, keine Symptomatik bei dem anderen. Welches „oben“, welche „höhere Gewalt“, welcher Himmel und welche Hölle sind jeweils gemeint? Wer malt warum den Teufel an die Wand – ist es der Teufel selbst? Mit Schaum vor dem Mund lässt sich jedenfalls, auf beiden Seiten, nicht sprechen. Die Gestalt der Krise selbst, die Gesamtsituation, in der wir alle gefangen sind, ist teuflisch; es müssen nicht einzelne Akteure sein, oder nicht bewusst.

Als in Deutschland während grauer, stürmischer Novembertage ein Gesetzesverfahren zur allgemeinen Impfpflicht politisch beschlossen wurde, stand auf der Website der amtierenden Regierung, als Warnung vor Fake News, noch zu lesen: „Es wird keine Impfpflicht geben.“ Das Problem ist nicht, sich aus individuellen gewissenhaften Erwägungen heraus für oder gegen Impfungen auszusprechen. Es ist die Unwahrhaftigkeit der Argumentation: ‚Wir wollten das nicht, wir haben ja auf Freiwilligkeit gesetzt und geworben, aber jetzt reicht es! Ihr seid selbst daran schuld, dass wir unser Wort brechen und nun eben auf Zwang setzen müssen, um die Menschen zu schützen und Leid zu vermeiden. Es geschieht euch recht!‘ Die Logik dieser moralischen Selbstrechtfertigung ist auf eine traurige, eine bestürzende Art kindisch. Was kann man solcher vorgeschobenen „Unschuld“ entgegensetzen? Der Staat verhält sich, angefeuert von den engen Banden der Medien, wie ein Kind – zugleich aber wie eines, das uns erzieht, das uns schikaniert, um seinen Willen durchzusetzen. Für die kindliche Wahrnehmung zählt das plakativ Sichtbare: Balken, die im Fernsehen alle Jahre wieder wie verkündet märchenhaft nach oben steigen, der Nikolaus, der leider die Rute auspacken und in Zukunft womöglich alle zwölf Monate eine Spritze verabreichen muss.

Manche staatlichen Protagonistinnen und Verbands-Funktionäre beginnen einem leidzutun, wie uns Kinder leidtun können, die verzogen, die „böse“ sind. Denn sie können oft nichts dafür, sie haben sich verrannt, sie wissen es nicht besser, sie haben nichts anderes gelernt. Nur kann solches Mitgefühl auch hochmütig wirken; andere wiederum mögen sogenannte Verschwörungsgläubige in dieser Art bedauern. Es ist, als versuchten wir uns alle nur mit der Ohnmacht zu arrangieren, als sei da etwas im Gange, das zu groß, zu global ist, als gäbe es keine Brücke zwischen der eigenen, sich in Ruhe und auch Demut übenden Seele und der mit Gleichgesinnten die Aktion suchenden Selbstbehauptung – zumal, wenn die eigene Gesinnung statt den Abgleich den Ausgleich favorisiert und den Verlauf bestimmter Entwicklungen nicht vorschnell an einer einzigen Ursache festmachen will.

Und so kämpft jeder an seinem Platz, kämpft jede um einen Ort, und leidet unter den Maßnahmen gefährlich kindischer Staaten, die einen Schutzwall bauen zwischen Gut und Böse, so die Spaltung zementieren und zur Resignation, zur Anpassung, zum inneren Exil verführen. Vor Jahrzehnten war es kindisch, eine Mauer zwischen Ost- und Westberlin zu bauen, man war sich in den Demokratien einig, dass alles daran Unrecht war und infantil: eine Mauer! Aber das Infantile war auch infam, korrupt, grausam, und es hat Schmerz über ein ganzes Land gebracht und Menschen die Heimat genommen. Die Regierenden haben es durchgezogen.

Das Geschehen der Zeitenwende, die Imagination der Heiligen Nacht, es gilt der Erlösung des Menschen vom eigenen Bösesein, von den verhärteten Bildern und Mustern, die solche Macht in uns haben. Was noch geschehen muss? Es geschieht. An Weihnachten geht es um die Offenheit „nach oben“, darum, mit der Offenheit des fremden Ich zu rechnen: dass der Mitmensch sich wandeln, seinen Blick, seine Meinung, seine Not ändern kann, und dass auch er auf seine Weise achtsam unterwegs, dass vielleicht auch er ohnmächtig ist. Wollen wir uns wirklich in Zukunft bei Begegnungen reflexhaft fragen, wo der oder die Andere wohl steht – ob, wenn es hart auf hart kommt, „mir zur Seite“ wie das Christuskind in dem zitierten Volkslied, oder aber im gegnerischen Lager, ganz andere Lieder singend? Zeigen wir einander dann Gesinnungspässe vor? Auch die Angst und die Vorsicht, selbst Widerstand kann pathologisch, ja kindisch werden.

Vielleicht sollte man der Macht nichts anderes entgegensetzen als ein Menschenbild, das über jeden Nächsten „gut“ zu denken und ihm gerecht zu werden willens ist, und das dieses Vertrauen in das Ich durchzieht bis in den Tod, durch die ganze sich zuspitzende Corona-Passion hindurch. Eine Auferstehung wird kommen. Die Illusion des von Anfang an einseitig wirksamen Materialismus wird zusammenbrechen, ob in drei Jahren, in zehn, oder morgen. In jedem Augenblick. Dann werden wir einander bergen, und wir werden unseren Feinden liebend innewohnen.

 

 

Weihnachten

Von Taja Gut

Wie sollte ich einen Weihnachtsbrief schreiben können, wenn die Adventszeit nicht durch erwartungsvolle Vorfreude auf die Ankunft dessen geprägt wurde, der das Alpha und das Omega ist, sondern dem Advent der ohnehin verblasste Sinn entrissen wurde durch die furchtsame Erwartung des o mikron, des geringen o? Wenn ich selber nicht in jener Stimmung bin, wie sie Weihnachten in uns aufrufen möchte? So habe ich bis heute früh, einen Tag vor der Wintersonnenwende gedacht. Dann traten Bruchstücke aus den Weihnachtsberichten der beiden Evangelien von Matthäus und Lukas plötzlich ins Licht dieses Dezembertages, die ich in ihrer überwältigenden Aktualität nun skizzenhaft zu fassen versuche.

Das Fest, unauslöschlich in den Kindheitserinnerungen bewahrt mit seinen duftenden, glänzenden Christbaumlichtern, ist ein Lichterfest, wie sich sogar noch im gleißenden Geflimmer der Weihnachtsbeleuchtungen entlang der Einkaufsstraßen zeigt. Doch damit Licht seine Wirkung entfalten kann, bedarf es der Dunkelheit. Eine Binsenwahrheit. Und auch die Bedeutung der Tatsache, dass die Geburt Jesu, in dem sich einst der Christus verkörpern sollte, zumindest in unseren Breitengraden in der dunkelsten Jahreszeit gefeiert wird, gehört zu den Standardsätzen von Weihnachtspredigten. Mir scheint indessen die winzige zeitliche Verschiebung bemerkenswert, durch die man die Weihenacht nicht mit der Sonnenwende, dem kritischen Zeitpunkt, zusammenfallen ließ, sondern rund drei Tage später ansetzte, wenn der ‹sol invictus›, die ‹unbesiegte Sonne›, schon wieder unaufhaltsam im Aufsteigen begriffen ist.

Die Geburt Jesu, wie sie die Evangelien berichten, ist von Nacht umhüllt, und, was das ‹politisch-gesellschaftliche› Geschehen betrifft, in Finsternis getaucht. Die Nacht deutet auf einen Geisteszustand hin, der sich unterscheidet vom dem durch das Tagesbewusstsein begrenzten; auf eine Geistesgegenwart, in die einzutreten vermag, wer sich aus der Verstrickung der uns fortwährend übergestülpten Äußerlichkeiten befreit. Das sind im Evangelium die stern- und traumkundigen Weisen aus dem Morgenland, die in geistiger Weise von der Geburt Jesu erfahren, und die Hirten auf dem Felde, denen sich der nächtliche Himmel auftut und die Offenbarung der Engel zuteilwird. Auch Josef hört auf die geistige Weisung und vermag so mit Maria und dem Kind aus dem Herrschaftsbereich des Herodes zu flüchten, der nach dem Tod des Neugeborenen trachtet. Und noch einmal zeigt sich die starke Geistverbundenheit der morgenländischen Weisen, als sie, entgegen dem lügnerischen Auftrag des Herrschenden, diesem den Gehorsam versagen und der ‹göttlichen Weisung› im Traum gehorchen.

Das führt zur Aufdeckung der wahren Absichten des Herodes: auf sein Geheiß werden nun anstelle von Jesus, dem er seine Huldigung zu bringen vorschützte, alle Knaben in jener Gegend umgebracht, die zwei Jahre alt oder jünger sind. Das Hinmorden der vielen zum Machterhalt eines einzigen ist ein erschütterndes Gegenbild zum Passionsgeschehen, in dem der Hohepriester äußert, es sei nützlich, dass ein Mensch für das Volk sterbe.

Selbst die im zu Ende gehenden Jahr blitzartig und nahezu global durchgesetzte Zertifikatspflicht mit ihren erahnbaren künftigen Anwendungen ist im Weihnachtsgeschehen als finstere Folie des umso heller sich davon abhebenden Lichtes veranlagt. Denn wie Lukas schildert, zog Josef mit Maria aus Nazareth nach Bethlehem hinauf, weil der römische Kaiser Augustus, der damalige Weltherrscher, verordnete, dass sich der ‹ganze Erdkreis› einschreiben, das heißt zu Steuerzwecken erfassen lassen müsse. Die Geburt dessen, der als Menschen- und Gottessohn zugleich, uns die Freiheit in Rückbesinnung auf die geistige Herkunft ermöglichte, fiel zusammen mit der vielleicht ersten statistischen Erfassung und Schematisierung jedes Menschen durch die Mächte dieser Welt.

Für Josef und die hochschwangere Maria fand sich bekanntermaßen kein Raum in der Herberge; Jesus kam als ein Ausgestoßener zur Welt, und ein Ausgestoßener blieb er auch in den drei Jahren seines Christuswirkens. Und obschon der christliche Grund unserer Zivilisation kaum mehr spürbar ist – es ist doch der Geist dieses in seinem menschlichen Dasein Verachteten und Verfolgten, schließlich schmählich Gefolterten und Getöteten, dem gegenüber die kalkulierenden Mächte Mal um Mal unterlegen sind. Denn er ist nicht nur das ‹Jesulein zart›, von dem alte Weihnachtslieder singen, sondern auch derjenige, aus dessen Mund ein scharfes Schwert hervorgeht. Vor allem aber ist er das Licht, das in der Finsternis scheint, das Licht der Welt, unserer Welt trotz allem, auch wenn nun überall Versuche im Gange sind, uns Menschen aus ihr auszuschließen, auszugrenzen, in ein simuliertes Metaversum zu vertreiben oder ‹transhumanistisch› gänzlich in die Scheinwirklichkeit der Materie zu bannen. Und schließlich ist er es auch, der als durch und durch Mensch gewordener Logos uns ermutigt: «In der Welt habt ihr Bedrängnis, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.»

Man kann sich dazu stellen, wie man will, solange Weihnachten noch gefeiert wird, ist an den Ursprung dieses Festes zu erinnern, weil er als Symbol immerzu fortlebt. Symbol hier nicht gemeint als erbauliches Sinnbild, sondern in der ursprünglichen Bedeutung des Zusammenfügens zweier Bruchstücke, zum Beispiel eines Rings, als Erkennungszeichen. Die eine Hälfte tragen wir notgedrungen mit uns herum, die andere eröffnet sich in dem was aus dem nächtlichen Himmelsbereich spricht, wie zu den Weisen, wie zu Josef, wie zu den Hirten, wenn wir uns nicht im Alltagsgetümmel verlieren. In schlichtem Gegensatz zu den schrillen Herolden der Panik heute, von den Umweltapokalyptikern über die Angstdetaillisten der Medien bis zu den staatlichen Krankheitsministern, lautet das Wort des Engels: «Fürchtet euch nicht!» Und der himmlische Chor schließt mit der weit über Weihnachten hinausstrahlenden Verheißung:
«Friede auf Erden den Menschen, die eines guten Willens sind.»

 

 

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