Rückblick auf den 1. Mai 2020
 

manche meinen
lechts und rinks
kann man nicht
velwechsern.
werch ein illtum!

Ernst Jandl

 

Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Freundinnen und Freunde des Futurum Verlags

Anfangs Mai 1886 spielten sich auf dem Haymarket in Chicago blutige Auseinandersetzungen ab zwischen Industriearbeitern und der Polizei, die damals wie heute die Interessen der Mächtigen vertreten musste. Auf diese Ereignisse geht zurück, dass wir am 1. Mai den Tag der Arbeit, den Tag der Arbeiterbewegung feiern. Über viele Jahrzehnte, und aufgesplittert in viele Strömungen, erkämpften sich die Industriearbeiter – in den westlichen Gesellschaften  – heute selbstverständliche Grundrechte. Im Herzen dieser Menschen lebten grosse Fragen, die bis anhin noch nicht abschliessend beantwortet werden konnten: Was ist ein gerechter Lohn? Was ist der gerechte Preis für ein Produkt oder eine Dienstleistung? Muss Kapital zwingend mit Machtausübung verbunden sein? Kann man Boden und Bodenschätze überhaupt besitzen? Diese Fragen werden immer neu durch einen scheinbar entfesselten Kapitalismus überrollt, eine Diskussion scheint nicht erwünscht. Bis vor wenigen Wochen schien wenigstens einigermaßen klar zu sein, wer sich in dieser Auseinandersetzung wo und wie positioniert.

Im März, also vor kurzem, versank die Welt in die Tiefen einer Krise, die schwer zu fassen und zu benennen ist. In wenigen Wochen wurden in Europa die Grenzen geschlossen, was es so jahrzehntelang nicht mehr gegeben hat. In unterschiedlicher Intensität, je nach Staat, wurden wesentliche Grundrechte einer demokratischen Staatsordnung aufgehoben, legitimiert durch einen von der WHO dekretierten Pandemie-Notstand. Vor allem in den katholisch geprägten europäischen Ländern und Gebieten werden die Bewohnerinnen und Bewohner kurzerhand zu Hause eingesperrt. Das Geschehen erfasst inzwischen den ganzen Erdball.

Begleitet wird dieses Phänomen von einer wohl so nie dagewesener Umwertung aller Werte, die nur fassungslos macht. Menschen, die sich links verorten, akzeptieren und verteidigen den Kniefall vor der Pandemie, akzeptieren und verteidigen die Aussetzung fundamentaler Grundrechte. Mehr noch, sie verfallen einem hilflosen Reflex, alle Nachfrage, jegliche Prüfung dieser Ereignisse als Verschwörungstheorie zu verhöhnen und abzulehnen. Ich bin in den letzten Wochen sehr demütig geworden, was diese Einteilungen angeht, die ich noch vor kurzem auch selbstgefällig verwendet habe. Ich wurde sozusagen zum Verschwörungspraktiker, denn ich habe plötzlich die kritischen Fragen, die mutigen Menschen und die normalen und nötigen Investigationen in Kanälen gefunden, mit denen ich mich vorher nur mit spitzigen Fingern auseinandergesetzt habe. Es tut auch weh, plötzlich Leuten recht geben zu müssen, mit denen ich sonst aber auch gar nichts gemein habe. Was geht hier vor? Der verdiente Politiker und Lungenarzt Wolfgang Wodarg, SPD-Mitglied, der maßgeblich zur Aufdeckung der Machenschaften in Zusammenhang mit der Schweinegrippe beigetragen hat, wird wegen seiner kritischen Darstellungen verhöhnt und ausgegrenzt. An Wodargs Stelle wird dem Arzt und SPD-Politiker Karl Lauterbach gehuldigt, der mit Pauken und Trompeten den Lockdown noch verschärfen möchte und vor nächsten Wellen warnt, obwohl es ja in Deutschland und der Schweiz keine richtige erste Welle gegeben hat. Alles steht Kopf.

Wie lange wurde von den Behörden am 1. Mai versucht, ein Vermummungsverbot bei den Demonstrationen durchzusetzen, mit Tränengas, Gummischrot und Wasserwerfern? Und jetzt? Soll dann mit den gleichen Mitteln versucht werden, den Vermummungszwang durchzusetzen? Dieses Problem wird gelöst, indem man gleich die Demonstrations- und Versammlungsfreiheit aufhebt. Das Bild jedoch bleibt: Die Maskenpflicht, verordnet nachdem der Höhepunkt der Epidemie vorbei ist, bedeutet uns doch: Haltet den Mund, wir wollen Euch nicht ins Gesicht sehen. Das ist wenigstens eine ehrliche Botschaft.

Was bleibt vom 1. Mai, dem Tag, an dem eine gerechte soziale Ordnung das Thema ist? Was bleibt, wenn wir nach dieser Krise einiges vom bisher Gewonnenen wieder verloren haben, wie das immer war, nach 9/11 in den USA, nach den Anschlägen im Jahre 2015 in Frankreich? Der Staat gibt nie gerne zurück, was er sich schnappen konnte. Dem Staate wieder etwas abzugewinnen, ist mindestens so schwierig, wie einer Katze eine Beute aus dem Maul nehmen zu wollen. Was also ist unsere Waffe, unser Einsatz gegen dieses Gespenst, das uns gerade manipuliert?

Konstantin Wecker singt: «Wenn unsre Brüder kommen mit Bomben und Gewehren, dann wollen wir sie umarmen, dann wollen wir uns nicht wehren.» ** Damit ist keine naive und weltfremde Haltung gemeint, so wie es die Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg gemacht haben. Ihr Stolz hat es ihnen damals nicht erlaubt, sich beim Angriff vor dem Feind zu ducken, sich in Deckung zu halten. So liefen sie aufrecht und ungeschützt vor die Gewehre der Faschisten und starben und nahmen ihre Ideale in den Tod.

Die Umarmung, von der Konstantin Wecker singt ist ein Akt, den wir alle tun können und dem eine ungeheure Kraft innewohnt: Die Erkenntnis des fremden Wollens zu erwerben, zu erkennen und zu fühlen, was unsre Brüder dazu antreibt, «mit Bomben und Gewehren» zu kommen. Angst und Panik verhindern diesen Akt. Mut und Interesse für den andern ermöglichen ihn und schützen uns davor, wirkungslos wie die spanischen Anarchisten ins Verderben zu marschieren.

Wohin die Reise in den nächsten Wochen und Monaten geht, wird sich zeigen, nie vergessen dürfen wir dabei, dass wir alle Teil der Reiseleitung sind, es ist allein unser Entscheid, ob wir diese Kompetenz unserer Angst oder unserer Bequemlichkeit opfern wollen.

Es gibt gerade viele Einzelkämpfer, die sich nicht beugen lassen und ihr Menschenmögliches tun, zum Beispiel der Arzt Bodo Schiffmann (Link: https://www.youtube.com/channel/UCfPIdT5vkOwQyDAtyhxaFzw/ ) oder der Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie Professor Sucharit Bhakdi (Link: https://www.youtube.com/watch?v=dwJSNPz_8uk ). Die Frage ist nicht, ob sie die abschließende Wahrheit gefunden haben, ihre unermüdliche und unerschrockene Suche danach jedoch ist entscheidend und ermutigend.

Bleiben wir aufrecht!

Jonathan Stauffer

 

Auf unserer Website finden Sie nach wie vor Links, die ein Intervall bilden zur einstimmigen Berichterstattung der traditionellen Medien. Wir stehen dazu.

Unseren Verlag, der unter den verfügten Einschränkungen leidet, können Sie nach wir vor durch Buchkäufe und -empfehlungen unterstützen.

** Video zu "Wenn unsre Brüder..." https://www.youtube.com/watch?v=53ugtANRKNs&t=19s  (ab Minute 50) 

 
 
Ihr
Futurum Verlag
St. Johanns-Vorstadt 19/21
CH-4056 Basel

www.futurumverlag.com

 
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